Sorgearbeit umfasst alle Tätigkeiten, die das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden anderer fördern und erhalten: ein Lächeln, eine kleine Geste, empathisches Zuhören, aber auch regelmäßige häusliche Pflege oder Nachbarschaftshilfe. Sorgearbeit findet überall statt, ob in der Familie, im Verein, im Beruf, oder bei einer spontanen Begegnung. Auch soziale Bewegungen oder Umweltschutzinitiativen leisten Sorgearbeit; ihr Blick richtet sich nicht vorrangig auf einzelne Menschen sondern auf gesellschaftliche und ökologische Systeme.
Sorgende Netzwerke finden “zwischen” den Sorge-Institutionen und den informellen Sorgebeziehungen statt. Sie unterstützen dort, wo institutionelle Strukturen versagen oder fehlen, und wo informell Sorgende ihre Erfahrung weitergeben und selber Sorge erhalten. In Netzwerken gibt es kein Oben und Unten. Erfahrung und Begeisterung wird geteilt. Alle können die Initiative übernehmen, wenn sie eine Idee haben, oder sich einem Projekt anschließen. Es entsteht Raum für gemeinsames Wissen, selbstbestimmte Arbeit und gegenseitige Unterstützung. Netzwerke schaffen kollektive Resilienz in Krisenzeiten, denn sie richten sich immer nach den direkten Bedürfnissen und Kapazitäten ihrer Mitglieder. Und sie tragen dazu bei, soziale Infrastrukturen wiederaufzubauen, die durch Institutionalisierung und Privatisierung geschwächt wurden. Ein Netzwerk gehört den Leuten und Gruppen, die es bilden. Im Netzwerk treffen sie auf Resonanz und sind stärker.
Klimawandel und zunehmende soziale Kälte belasten alle Menschen. Die traditionellen Institutionen, von der Familie über die kommunale Verwaltung bis zum staatlichen Sozialsystem, funktionieren immer weniger. Gerade im Pankower Ortsteil Buch gibt es viele Konflikte und noch zu viele Hürden, um sich selbstbestimmt zu begegnen, miteinander Zeit zu verbringen und Vertrauen zu entwickeln. Deshalb brauchen wir Netzwerke der Sorge gerade jetzt, gerade hier. In informellen und wechselnden Konstellationen bauen wir resiliente und tragende Gemeinschaften, auf die wir alle angewiesen sind. Die Selbsthilfe-Kontaktstelle in Buch ist bereits ein Ort, wo man sich einander anvertrauen kann und gegenseitig unterstützt - doch wir wollen auch vor unserer Tür für mehr Selbstwirksamkeit für jede*n Einzelnen, einen solidarischen Zusammenhalt und eine größere Hilfsbereitschaft in der Nachbarschaft sorgen.
Gemeinsam wollen wir uns eine Zukunft vorstellen, in der wir ein stärkendes und unterstützendes Netzwerk für Berlin-Buch aufgebaut haben. Wie könnte das konkret aussehen? Und könnte das auf ganz Berlin überschwappen? Wen und was brauchen wir, um diese Vision zu verwirklichen? In offenen, kreativen Prozessen entwickeln wir derzeit gemeinsam Ideen, wie dieses Netzwerk wachsen und gedeihen kann.
Eines unserer Werkzeuge ist das Hologramm, eine Sorgepraxis für alle. Hier gibt es Infos (auf englisch).